Ein paar unserer Mitglieder, die schon Nachhilfe gegeben haben, haben ihr Eindrücke in kurzen Erfahrungsberichten zusammengefasst, damit man sich ein anschauliches Bild von unserer Arbeit machen kann:


Erfahrungsbericht von Michael1

Als ich Stephanie1 das erste Mal getroffen habe, habe ich ein schüchternes und doch schon erwachsenes Mädchen kennengelernt. Stephanie1 ist Mitte 20, wohnt im Brunhilde-Baur-Haus (Hardtstiftung) und hat dort die Möglichkeit in einer eigenen Wohnung zu wohnen und eine Ausbildung zur Konditorin (im gleichen Haus) zu absolvieren.
Beim ersten Treffen haben wir uns zunächst kennengelernt. Sie hat ein bisschen von sich erzählt, wollte aber nicht allzu viel sagen. Ich hatte schon zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, dass Sie bereits viel Negatives in Ihrem Leben erlebt hat und sie das auch sehr geprägt hat. Sie hat von sich aus gesagt, dass sie die Ausbildung zur Konditorin machen möchte und schaffen will. Dabei habe ich ihr geholfen, indem ich ihr Nachhilfe in den verschiedensten Fächern gegeben habe. Das waren zum einen Schulstoff der neunten Klasse und zum anderen Dinge, wovon ich noch nie etwas gehört habe.
Ich habe mit ihr viel Mathe gemacht. Dabei ging es häufig um den Dreisatz und um leichte Gleichungsaufgaben mit einer Unbekannten. Mathe ist für eine Konditorin recht wichtig, da Rezepte und Mengen häufig angepasst und umgerechnet werden müssen. Dabei habe ich auch viel gelernt, wie man zum Beispiel Marzipan und Pralinen herstellt und Trüffel verarbeitet.
Weitere Fächer waren Deutsch und Wirtschaft. Zu Beginn der Nachhilfe habe ich gedacht, dass ich nur Mathe Nachhilfe geben werde. Aber es hat sich dann gezeigt, dass es vor allem wichtig ist mit
Stephanie1 zusammen zu arbeiten. Es ist sehr wichtig für sie, dass jemand da ist, der sie abfragen kann.
Nicht nur ein strenger Lehrer, sondern auch ein guter Freund, der einem hilft, wenn etwas nicht
klappt, der einem sagt: “Stephanie1, ich hab das auch geschafft! Du schaffst das auch!”
In Deutsch sollte sie häufig Referate schreiben oder sich Geschichten ausdenken. Dabei wurde
viel Unschönes aus der Vergangenheit aufgeschrieben – ein Weg um die Dinge besser zu
verarbeiten. In Wirtschaft kannte ich mich vorher gar nicht aus. Aber das Abfragen von bestimmten
Zusammenhängen klappt auch gut, wenn man selbst nicht die große Ahnung hat.
Konzentrationsschwäche ist ein großes Thema, auch bei “Stephanie1. So musste ich versuchen nicht allzu viel von ihr auf einmal abzuverlangen. Mit der Zeit haben wir uns immer besser kennengelernt und trotzdem die Distanz gewahrt. Dadurch hatten wir viel Spaß und ich habe das Gefühl, dass sie immer häufiger gelacht hat. Ebenfalls sind ihre Noten besser geworden.
Zwischendurch gab es natürlich auch Tiefpunkte. Häufiger ist es vorgekommen, dass sie Bücher
vergessen hat oder manchmal sogar gar nicht erschienen ist. Das ist sehr schade, aber, dass das Mal passieren kann, darauf muss man sich einstellen. Ohne Bücher habe ich mir spontan selbst Aufgaben
ausgedacht. Das hat vor allem beim Dreisatz immer gut funktioniert. Öfters waren wir in einem Café und haben dort Nachhilfe zusammen gemacht, damit man aus ihrer Wohnung herauskommt und sie mal in einer anderen Umgebung ist. Zwischendurch war sie auch ab und zu bei mir im Studentenwohnheim. Im Brunhilde-Baur-Haus gibt es im Erdgeschoss ebenfalls ein Café, wo man Kuchen von den Azubis essen konnte. Das war auch eine schöne Umgebung für die Nachhilfe. Häufig habe ich Kuchen von Stephanie1 bekommen und es war immer sehr lecker.
Nach knapp einem Jahr hat Stephanie1 erfolgreich Ihre Abschlussprüfung der Konditorausbildung hinter sich gebracht! Die viele Stunden haben sich sehr gelohnt. Es ist schön, wenn man einem Menschen, der von vielen Problemen geplagt wird, ein bisschen helfen kann. Am besten hat mir gefallen, dass ich mit meiner Hilfe Stephanie1 zum Lachen bringen konnte!

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Erfahrungsbericht von Markus1

Momentan betreue ich zwei Nachhilfeschüler, Daniel1 und Anna1. Mit beiden habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden. Sie sind motiviert, freundlich und arbeiten eigentlich immer gut mit. Die Nachhilfe findet in beiden Fällen einmal wöchentlich in einem der Lernräume des jeweiligen Kinderheims statt.

Anna1 ist ein 15-jähriges Mädchen aus dem Kinder- und Jugendhilfezentrum in Karlsruhe. Sie lebt seit sieben Jahren in Deutschland und besucht zurzeit die 8. Klasse der Werkrealschule. Ihr langfristiges Ziel ist es, nach dem Hauptschulabschluss die 10. Klasse der Werkrealschule zu besuchen und so die Mittlere Reife zu erlangen. Seit einem halben Jahr gebe ich ihr wöchentlich eine Stunde Nachhilfe in Deutsch und seit einigen Wochen auch in Englisch.

In Deutsch besprechen wir nach und nach verschiedene Dinge zum Thema Rechtschreibung und üben diese anschließend gezielt mit Übungsaufgaben oder Diktaten. Ich habe mir dazu in der Stadtbibliothek z.B. das Buch „150 Diktate“ besorgt, in dem es zu jedem Themengebiet mehrere Diktate unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade gibt. Ab und zu besprechen wir auch aktuelle Hausaufgaben, wie z.B. die Anfertigung eines Praktikumsberichts. In Englisch arbeiten wir hauptsächlich mit ihrem Schulbuch, lesen und übersetzen die Texte, verbessern die Aussprache und üben die Vokabeln zu den einzelnen Lektionen.

Seit drei Monaten gebe ich außerdem dem 17-jährigen Daniel1 Nachhilfe in Mathe und Deutsch. Er hat die Förderschule besucht und macht nun das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ). Ende Juni will er durch eine Zusatzprüfung den Hauptschulabschluss erwerben.

In Mathe üben wir meistens alte Prüfungsaufgaben, die Daniel1 von seinem Lehrer bekommt. Dabei konnte ich schnell erkennen, bei welchen Themen er noch Probleme hat. So bereiten ihm z.B. das Bruchrechnen, das Lösen von Gleichungen und allgemein das Rechnen mit negativen Zahlen Schwierigkeiten. Daniel1 ist kein Schüler, dem das Lernen besonders leicht fällt. Da er jedoch sehr motiviert ist und wir die schwierigen Themen regelmäßig wiederholen, wird er bei der Abschlussprüfung sicherlich gut abschneiden. Zur Motivation auf beiden Seiten trägt auch bei, dass sein Mathelehrer viele Tests schreiben lässt und somit der Erfolg unserer Nachhilfestunden schnell sichtbar wird.

Auch in Deutsch üben wir mit ehemaligen Prüfungsaufgaben. Dort geht es in der Regel darum, einen Text zu lesen und anschließend Fragen zu beantworten. Daniel1 fällt hier vor allem schwer, kurze und prägnante Antworten auf die Fragen zu liefern und bekommt daher häufig Probleme mit der Zeit. Aber auch hier macht Übung den Meister.

Mir macht es viel Spaß, den beiden Nachhilfe zu geben und wer gerne Nachhilfe gibt und sich gesellschaftlich engagieren will, dem kann ich nur empfehlen bei uns mitzumachen. Wie viel Zeit ihr dabei investieren wollt, ist allein euch überlassen. Wenn ihr einem Schüler einmal pro Woche Nachhilfe gebt, ist der Zeitaufwand sicherlich nicht zu hoch und es ist auf jeden Fall ein sinnvoller Beitrag für mehr Chancengleichheit in der Bildung.

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Erfahrungsbericht von Andreas1

Seit längerem schon gebe ich Nachhilfe in Mathe und Physik – als Nebenjob bei einem “kommerziellen” Anbieter. Als ich von Studenten für Kinder Karlsruhe gehört habe, habe ich mir die Sache mal beim Stammtisch in der Titanic angeschaut. Alles war ganz unkompliziert: Rein in den E-Mail-Verteiler und dann einfach bei den Anfrage-Listen nachschauen, was passen könnte.

Bei mir hat es dann wirklich gepasst: Zwei Geschwister habe ich einmal in der Woche besucht und ihnen Nachhilfe gegeben. Das Mädchen ist nun in der achten Klasse (Realschule), ihr Bruder in der sechsten (Hauptschule). Obwohl sie Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, sondern erst nachdem sie vor ein paar Jahren nach Deutschland kamen, sprechen sie es beinahe perfekt. Ziemlich beeindruckend finde ich, wie sie trotz vieler Hindernisse ihren Weg in einem neuen Land finden. Deshalb war es ein gutes Gefühl, dabei ein kleines bisschen zu helfen.

Konkret hieß das: Mathe-Hausaufgaben besprechen, die Themen aus der Schule wiederholen – und natürlich auch Stoff, der im deutschen Schulsystem schon für frühere Klassen vorgesehen ist. Natürlich macht Mathe nicht immer so viel Spaß – das war auch bei uns so. Manchmal musste man ein bisschen anschieben und motivieren. Aber meistens waren die beiden ziemlich interessiert und wir kamen gut voran. Aber wir haben auch viel gelacht: Im Vergleich zu meinem Nebenjob ging es deutlich lockerer zu – ich kam ja zu den beiden nach Hause, es war also eine private Umgebung. Deshalb bekam ich auch immer einen Kaffee angeboten – da sagt man als Student natürlich nicht nein.

Inzwischen kommt der Junge in der Schule einigermaßen selber zurecht und ich gebe nur noch seiner Schwester Nachhilfe. Aber nicht, weil sie so viele Probleme mit Mathe hätte. Damit kommt sie ziemlich gut klar. Vielmehr versuche ich, ihr zu helfen, dieses Talent noch weiter zu entfalten. Ich traue ihr zu, nach dem Realschulabschluss auf das Gymnasium zu wechseln. Dass sie heute richtig gut in Mathe (und auch in anderen Fächern) ist, hat sie sich hart erkämpfen müssen – aber es hat geklappt. Bald bin ich da wohl überflüssig. Schade, weil ich gerne zur Nachhilfe komme. Aber andererseits ist es auch toll, zu sehen, wie sie das geschafft hat.

Deshalb kann ich jedem nur empfehlen: Wenn du Zeit und Lust hast, dich neben dem Studium zu engagieren – dann ist der Verein Studenten für Kinder Karlsruhe eine gute Adresse. Man hilft anderen beim Lernen – und lernt dabei vielleicht selber was fürs Leben.

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1Namen von der Redaktion geändert